Kolumne Folge deinem Herzen 56 Als ich in jungen Jahren vor der Wahl stand, meinem Herzen oder dem Verstand zu folgen, habe ich mich für Letzteren entschieden. Mit 19 Jahren wusste ich noch nicht, welche Bestimmung für mich bereitstand, was meine Lebensaufgabe wäre oder ich in die Welt hinaustragen sollte. Damals habe ich mich für die Technik und gegen Geist & Seele entschieden. Obwohl ich großes Interesse dafür entwickelt hatte, wusste ich ganz einfach nicht, was ich mit einer Ausbildung in Psychologie arbeiten und vor allem, wie ich ein Studium schaffen sollte. Nach einem Praktikum im Labor, hatte ich schon einen Einblick in die Aufgaben einer Chemotechnikerin gewonnen und es war mir vertrauter, diese Richtung einzuschlagen. Vor allem aber sollte mir der Job meine Freizeit finanzieren, daher gut bezahlt sein und ein renommiertes Unternehmen war mir auch wichtig. Das wusste jedenfalls mein Ego! Dann der erste Tag im Labor des Kollegs für Textilchemie: Ich sollte den Bunsenbrenner anzünden und merkte, dass ich leicht panisch wurde, weil ich es mich nicht traute. Ein Gedanke blitzte durch meinen Kopf: „Ich glaube, ich bin hier falsch!“, aber der 2. Satz, den mein Verstand gleich parat hatte: „Aber die Schule dauert nur 2 Jahre und dann hast Du eine Ausbildung!“. So schleppte ich mich durch die 4 Semester, nahm fast 20 kg zu und war sehr froh, als der letzte Schultag angebrochen war. Ein Job war gleich gefunden und so startete ich meine berufliche Karriere bei einem Tabakkonzern in
der Qualitätssicherung – als Nichtraucherin! Die erste Zeit verging schnell und ich hatte mich gut eingearbeitet, auf meine Arbeit konnte man sich verlassen. Doch mein Körper hatte schon verstanden, dass ich hier auch nicht richtig war und begann mir das nach sechs Jahren zu zeigen. Ich bekam meine erste Panikattacke. Damals gla ubt e ic h, dass m eine letzt e St und e gesc hlage n hätt e, wie w e n n jemand m eine Ke h le zud rückt e und ic h erstic ke n müsst e. Ich erfuhr, dass auch in meiner Familie diese Symptome immer wieder auftraten und wie damit umgegangen wurde. Für mich war klar: Ich will mich damit nicht ein Leben lang auseinandersetzen und dass es dafür auch eine Ursache geben musste. Nach einem schulmedizinischen Check, bei dem alles ok war, hatte ich erstmal den Kaffee weggelassen, den ich scheinbar nicht vertrug und der Beklemmungen auslöste. Autogenes Training hatte dann auch meine Atmung reguliert, Homöopathie und Kräutertees halfen außerdem dabei. Aber der eine oder andere Weinanfall zeigte mir: Ic h muss aus d e m Labor weg! Nach einer Aussprache mit meinem Chef, konnte ich ihm klar machen, dass ich eine andere Tätigkeit brauchte und konnte die Abteilung wechseln. Ich hatte aber auch das Gefühl, dass auch eine weitere Ausbildung anstand, denn ich konnte ja nichts anderes, als einer chemisch-technischen Arbeit nachgehen. Nun fügten sich Puzzle-Steine zusammen. Ich hatte mich gerade von meinem Partner getrennt, dessen Tochter mir von der Lebens- und Sozialberater-Ausbildung erzählt hatte. Also blätterte ich in einem Kursbuch nach und fand einen Infotag – 2 Tage später!! Ich war begeistert und schon 3 Monate darauf startete ich mit Trainings, Krisenintervention und jede Menge Selbsterfahrung. Während der 2, 5 Jahre stellte ich fest, dass ich es liebte mit Gruppe zu arbeiten und dass hier auch mehr Geld zu verdienen wäre. 57
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