Ein Reisebericht der anderen Art Jede Reise ist eine Reise zu dir. Letzten Mittwoch war es soweit. Ich fuhr von Cambo-les Bains, 21 km von Biarritz in Richtung Berge, los mit der Absicht, mich in den Pyrenäen umzusehen und die nächste Bleibe zu suchen. Eine liebe Patientin, die in den Pyrenäen wohnt, lud mich sogar ein, bei ihr Rast zu machen. Ihre Couch stelle sie mir sehr gerne zur Verfügung. An dieser Stelle ein erneutes Dankeschön an sie. Davon inspiriert und dem Wunsch eventuell in Foix einen Stopp einzulegen, schlängelte ich mich mit Tweedy auf den Landstraßen entlang. Rauf und runter. Da Tweedy recht wenig Pferdestärken besitzt, könnte man dies nach einer Weile ebenso als Quälerei bezeichnen. Natürlich alles eine Sache der Bewertung. Die Fahrradfahrer mit und ohne Gepäck waren selbstverständlich viel mehr in körperlicher Bedrängnis als ich und mein Auto. Nach einer relativ kurzen Weile hatte ich dazu keinerlei Lust mehr. Ich stoppte und schaute, wie ich am schnellsten die Autobahn erreichen konnte. Anscheinend war die Herum - Gondelei zu Ende. Die angebotene Couch stellte sich als zu nah heraus und Foix als zu mitten drin. Tweedy wollte Kilometer machen. Hinter uns türmten sich zudem die grauen Wolken und vor uns treibte der Wind die Wolken vor der Sonne her.Sonne, ja das war es. Da wollten Tweedy und ich endlich hin. Wir hatten genug von Regen und Wind. Die erste Route mit Peage, mit Bezahlung, wollte angetreten werden. Je weiter ich so gemächlich auf dieser wenig frequentierten Autobahn hin tuckerte, um so stärker formierte sich das kleine Anwesen meiner Freunde in Spanien vor meinen Augen. Die unverbindliche Eingabe im Navi bis Perpignan verkündete gegen 14.30 Uhr noch circa 280 km. Dann noch circa 170 km dazu. Perfekt, das schaffen wir. „Bis zum Abendessen kann ich da sein“ flötete ich per Whats App auf das Handy meiner Freundin. Tweedy steigerte inzwischen seine Geschwindigkeit auf 110 km bzw. 120 km pro Stunde. Höchstgeschwindigkeit seit Reisebeginn. Er schien sich seit langem mal wieder wohl auf der Straßezu fühlen. Endlich mal keinen Seitenwind. Meine Freundin sendete mir bereits vor zwei Tagen ein Bild des Gästezimmers, das sie für mich vorbereitet hatte. Alles in Allem hervorragende Aussichten. Eines war auf der Reise klar geworden. Campingplatz ist gut, im Auto schlafen sowieso. Beides allerdings nur mit Sonne und angenehmen Temperaturen. Die Lust erneut eine Bleibe, ob Camping oder Zimmer, finden zu müssen, sank gleich Null. Hingegen steigerte die Vorstellung des Gästezimmers im Haus mit Pool meine Fahrgeschwindigkeit. Sie teilten mir mit, ich könne jederzeit auftauchen. Eigenes Bad und Co. Ein Superhost quasi. Die Verlockung rief. Bei meinem nächsten Halt entschied ich mich, mein Navi mal auf Spanien einzurichten. Ha ... Überraschung! Bei der Ländereingabe wurde der erste Buchstabe „S“ noch angenommen, derBuchstabe p im Wort Spanien allerdings war gelöscht. Meine Stirn kräuselte sich und der Ausdruck „ Hä, des gibt’s doch gar net..“ (das ist pfälzisch) schoss aus meinem Munde. Alleinlebende und Reisende kennen das bestimmt. Das laut Sprechen mit sich selbst. Schließlich möchte man auch mal wieder seine eigene Stimme hören.Ich versuchte es erneut. Ah, unten erschien der Hinweis: 5 Länderergebnisse. Alle mit „S“ bloß kein Spanien! So ein Sch ... rott.Warum mir der Verkäufer im Famila auf Sylt nicht mitteilte, dass das Land Spanien nicht zu Zentraleuropa gehört, keine Ahnung. Warum dafür Slowenien dazu gehört, verstehe einer, wer will. Espania war ebenso wenig zu finden. Das konnte ich jetzt natürlich nicht klären.Toll! Wie komme ich dann hin? Google maps geht natürlich auch. Klar. Meine Freunde schickten mir Fotos von den Abzweigungen und erklärten mir, wie ich fahren soll. Im Grunde alles ganz einfach. Nur ich war nach 7 Stunden Tagesfahrt und der Bewusstheit darüber, dass ich keinen Ton Spanisch verstehe und auch nicht so genau wusste, was mir die vielen Schilder sagen wollten, fuhr ich natürlich an der richtigen Ausfahrt vorbei bzw. ich begann nach dem Abbiegen schwer an meiner Entscheidung zu zweifeln und geriet angesichts des Verkehrs, der nach der Autobahnabfahrt auf mich zukam, mittelmäßig in Hektik. Zum Glück hatte ich mein Handy und meine ein Tag vorher erstandene Pyrenäenkarte inklusive Spanien, die mir half die Ortschaften in der entsprechenden Himmelsrichtung zu lokalisieren. Nach ein paar Kilometern weiter Richtung Barcelona auf der wenig befahrenen spanischen Autobahn, wurde mir klar, ich bin zu weit gefahren. Tweedy war anscheinend nicht mehr zu bremsen. Also gut. Das ganze Spiel nochmal. Runter von der Autostrada, bezahlen, anhalten, anrufen und noch einmal genau auf der Karte schauen. Und siehe da, es machte klick und ich verstand, wo ich mich befand, was sich grundsätzlich im Leben als positiv erweist. Mein Inneres schaltete auf Ruhemodus und ganz gemächlich tuckerten wir unserem Ziel entgegen. 18 ... ... 19
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